Mein Fuhrpark (zuletzt geändert am 31.12.2010)

Meine Freude an ungewöhnlichen Fahrrädern begann mit einem Tanaro (Bild unten), das ich leider kurz vor Ostern 1997 wegen eines Haarrisses im Rahmen (Bild unten rechts, der Pfeil zeigt die ungefähre Lage des Risses) stillegen musste. Über die Ursache schreibe ich hier nichts, weil der Hersteller und ich unterschiedlicher Auffassungen darüber sind. Der Wulst unterhalb des Risses ist die Schweißnaht, mit der das Rohr, das das Steuerrohr unten abstützt, am Oberrohr befestigt ist. Die Kratzer entstanden, als ich die Pulverbeschichtung zwecks Begutachtung des Risses entfernte.



Über viele weitere Probleme mit dem Tanaro berichtete ich damals in der nicht mehr existierenden Fahrradzeitschrift „ProVelo“ Nr. 48, was der Hersteller des Tanaro zum Anlass nahm, mir und dem Herausgeber gerichtliche Schritte anzudrohen. Exemplarisch für die Probleme ein Foto des Ausfallendes. Die seltsamen Spuren stammen von der Unterlegscheibe, die die Achse der Dreigangnabe daran hindert, sich im Ausfallende zu drehen. Offenbar wird das Tanaro glücklicherweise nicht mehr gebaut, denn die entsprechende Internetseite existiert nicht mehr.

Von Mai 1997 bis zum 27. März 2006 fuhr ich fast ausschließlich mein Ostrad Presto, seitdem ist es wegen eines Unfalls nicht fahrbereit, Bilder der Zerstörung finden sich hier. Die „Ersatzteile“ (Hauptrahmen, Gabel, Tretlager, Kettenblatt usw.) liegen inzwischen im Keller und warten auf meine Taten.
Ich kaufte das Presto ursprünglich mit V-Bremsen und Sachs 3x7-Schaltung, die Beleuchtung wurde durch einen Seitendynamo mit Strom versorgt. Inzwischen ist es auf mechanische Hayes-Scheibenbremsen, Rohloff-Speedhub und SON umgerüstet. 2002 hatte ich Probleme mit einer reißenden Felge, Näheres dazu hier.

Am 26. Januar 2006 gelang mir der Sprung ins Fernsehen, als ein WDR-Reporter auf der Suche nach dem Schneechaos nichts fand außer einen Liegeradler auf festgefahrener Schneedecke. Der Kommentar zu den in der Lokalzeit Bergisches Land gesendeten 6 Sekunden („ab 10 Uhr heute Morgen kamen wirklich alle Fahrzeuge wieder durch“) ist wirklich gelungen, denn der Zeitpunkt der Aufnahme war 8.20 Uhr und der warnblinkende LKW am Ende des Filmausschnitts ist (im Gegensatz zu mir) offensichtlich nicht durchgekommen.

Das Bild zeigt das Presto mit einem Transportanhänger (Bambino Transport) im Anschluss an einen ADFC-Gebrauchtfahrradmarkt. Es ist beladen mit der etwa 90 kg schweren kompletten Ausrüstung, bestehend aus einem Marktstand, Informationsmaterial, Werkzeug usw. Das Presto ist hervorragend geeignet, diese Last in der Ebene zu ziehen und vor allem auch abzubremsen. Einen Bericht über das Presto im Alltag finden Sie in der ADFC-Mitgliederzeitschrift „Rad am Rhein“. Hier noch mal das Fahrrad ohne Fahrer oder Anhänger, der Kettenspanner ist inzwischen nicht mehr montiert, da sich die Kettenspannung beim Einfedern des Hinterrades nicht ändert und die Kette durch Verschieben des Hinterrades gespannt werden kann:



Da auch an sehr gut gepflegten und gewarteten Fahrrädern mal Defekte auftreten können, die die Benutzung verhindern, griff ich im Juni 2005 zu, als der Händler Pedalkraft, der mich immer zuverlässig mit Ersatzteilen im Versand versorgt, ein Vorführrad zum Verkauf anbot. Getreu dem Ausspruch eines Kollegen von mir - „ein normales Fahrrad geht bei Dir wohl nicht“ - war es ein Faltrad, ein Birdy von Riese & Müller. Dieser kleine Falter erweitert meinen Aktionsradius, weil er sich mit seinem Faltmaß von 79 cm x 59 cm x 36 cm problemlos in allen motorisierten Fahrzeugen (Bahnen aller Art, Kfz) mitnehmen lässt. Selbst der Platz auf dem AnthroTech-Gepäckträger (siehe unten) oder in meinem Bambino-Anhänger reicht ihm. Nicht zuletzt nimmt er auch im Keller wenig Raum ein.


Wie oben schon erwähnt, hatte ich am 27.3.2006 einen Unfall, der mein Ostrad zerstörte. Wie man anhand der Bilder vermuten kann, hat mein rechtes Bein auch etwas abbekommen. Da ich es für mehrere Monate nicht voll belasten durfte und mir das Leben als Fußgänger an Gehstützen oder Beifahrer im Auto zu mühsam und langweilig ist, habe ich seit dem 29. Juli 2006 auch ein AnthroTech, denn ein Zweirad durfte ich lange Zeit nicht fahren. Gekauft habe ich es gebraucht.

Ein paar Modifikationen waren natürlich nötig: Zunächst habe ich die Blockpedale gegen Bärentatzen mit Klickeinsatz getauscht. So kamen meine seit bestimmt 8 Jahren ungenutzt herumstehenden Radfahrschuhe zum Einsatz. Zwei Vorteile: Ich hätte mit links ziehen können (irgendwie habe ich des aber nicht geschafft, mir das anzugewöhnen), denn mit rechts durfte ich ja nur leicht treten (zunächst „20 kg Belastung“), und der rechte Fuß rutschte garantiert nicht vom Pedal (das musste ich meinem Arzt versprechen).

Auf den Bildern ist außerdem eine meiner beiden Unterarmgehstützen zu erkennen (die andere brauchte ich, um mich beim Fotografieren abzustützen). Ich habe mit je zwei Kabelbindern Gerätehalter aus dem Baumarkt am oberen Ende des Sitzes montiert. An die Biegung des Sitzes kamen zwei Schlaufen aus einem Kabelbinder (Foto unten). Die Gehstützen stecke ich, wenn ich bereits sitze, durch die Schlaufen und klicke sie in die Gerätehalter ein.

Diese Stützenhalter haben sich auf zahlreichen Kilometern und bei vielen Starts und Stopps bewährt. Natürlich würde eine zweite Kabelbinderschlaufe am oberen Sitzende die Gehstütze auch und sogar zuverlässiger halten, aber man könnte seine Gehstützen nicht im Sitzen anhängen und herausnehmen. Die Gerätehalter geben die Gehstützen schon mal bei starken Erschütterungen (durch zügig überfahrene schlecht abgesenkte Radwegauffahrten etc.) frei, aber die unteren Schlaufen verhindern, dass man sie verliert. Man kann sie bei langsamer Fahrt dann problemlos wieder einhängen.
Da sich jedoch auf den Schlaglochpisten in Solingen die Gehstützen so oft lösten, dass es lästig wurde, habe ich eine zusätzliche Kabelbinderschlaufe an den Gehstützen befestigt.

Sie besteht aus einer achtförmig gebogenen Schlaufe, die mit zwei kleinen Kabelbindern achtförmig gehalten und am Herunterrutschen gehindert wird. Der offene Teil der Schlaufe wird nach dem Einklicken der Gehstütze in den Gerätehalter über das Rohr des Sitzes geschoben, so dass die Stütze nicht mehr aus dem Halter heraus kann. Auch diese Befestigung ist bequem im Sitzen zu bedienen. Inzwischen sind die Gehstützenbefestigungen mit den Gehstützen in der hintersten Ecke meines Kleiderschranks verschwunden.

Die Tasche unterhalb des Gepäckträgers ist eine Ortlieb Saddlebag, wenn ich mich richtig erinnere, Größe L, darin habe ich Werkzeug und Ersatzteile. Inzwischen habe ich sie wieder entfernt und durch zwei alte, kleine Ortlieb Office-Bags ersetzt. Den Korb, der sich als nicht sonderlich praktisch erwiesen hat, habe ich wieder abgenommen.
Die Weber Kupplung am linken Ausfallende ermöglicht es mir, meinen Anhänger zu ziehen.


Wie man sieht, habe ich die Beleuchtung etwas aufgerüstet, inzwischen wurde der untere Scheinwerfer gegen einen B&M Lumotec IQ Fly ausgewechselt, der das zweitbeste darstellt, was zur Zeit als Scheinwerfer mit Dynamobetrieb zu haben ist. Hinten habe ich zwei Diodenrücklichter montiert. Je ein Scheinwerfer und ein Rücklicht werden durch je einen Dynamo mit Strom versorgt, die ihren Platz an den Trommelbremsdrehmomentstützen an den beiden Vordrrädern finden. Der Inoled-Scheinwerfer (oben) und ein Rücklicht sind optional auch mit Akku zu betreiben, eine Vorsorge für den Fall, dass bei Schnee die Seitendynamos keinen Halt finden. Der Inoled wurde inzwischen durch den Edelux ersetzt, der eine weitere Verbesserung des IQ Fly darstellt.
Adleraugen werden möglicherweise erkennen, dass ich ein kleineres Kettenblatt mit 42 statt 48 Zähnen montiert habe, um das AnthroTech berggängiger zu machen. Mit 48 Zähnen fahre ich in der Ebene schon im kleinsten oder zweitkleinsten Gang an, so dass ich Bedenken hatte, Steigungen zu schaffen.
Die vorderen Reifen musste ich nach weniger als 100 km tauschen, weil sich die Lauffläche zerlegte. Das Schadensbild wirkt etwas seltsam, weil das Gummi regelrecht abblättert. Ich habe nun Schwalbe Marathon Plus (die mit dem Durchstechschutz) aufgezogen.
Diese verschlissen dann mit demselben Schadensbild in wenigen hundert Kilometern. Mit Hilfe der Teilnehmer der Mailingliste des HPV fand ich dann die Ursache heraus: Die Spur war nicht richtig eingestellt, d.h., die Vorderräder waren nicht genau parallel und radierten daher ständig. Offenbar hatte mein Vorbesitzer die Spur verstellt. Seit ich sie nachgestellt habe, ist der Reifenverschleiß deutlich zurückgegangen, der nächste Satz Marathon Plus hat mittlerweile über 10000 km hinter sich.

Nach 13000 km kann ich aber nur sagen: Die Anschaffung des AnthroTech war die richtige Entscheidung! Es fährt sich einfach prima und vergrößert den Aktionsradius enorm. Auch als Zugfahrzeug für meinen Anhänger ist es ideal, es wird deutlich weniger im Fahrverhalten beeinflusst als das Ostrad oder ein Zweirad mit aufrechter Sitzhaltung, zudem kippt es beim Beladen nicht um. Das Bild zeigt das Gespann vollbeladen (aber nicht überladen) mit dem ADFC-Informationsstand und zwei Codiergeräten sowie den dazugehörenden Böcken.

Da der Umwerfer der 3x7 verschlissen ist und auch die Ritzel nicht mehr lange gehalten hätten, hat das AnthroTech eine Speedhub-Nabenschaltung erhalten. Wegen der anderen Übersetzung der Nabe mit Standardritzel ist wieder das alte Kettenblatt montiert. Ein Kettenspanner an der Nabe ist nicht nötig, weil sich ja einer unter dem Sitz befindet. Inzwischen habe ich auch den entfernt und auch das Leertrum der Kette (den unten zurücklaufenden Teil) mit einem Kettenschutzrohr versehen. Durch variable Aufhängung des Rohrs kann ich die Kette spannen.
2007 hatte ich einen Spikereifen für hinten angeschafft, um bei Glätte gut voranzukommen, aber das Wetter hier an der Grenze von Rheinland und Bergischem Land war nicht danach. 2008/9 und 2009/10 habe ich ihn einige Wochen benutzt, dann perforierten die nach innen durchgedrückten Spikes den Schlauch. Nun, Ende 2010, nach drei Wochen mit für hiesige Verhältnisse sehr viel Schnee, weiß ich, dass man am Anthrotech gut ohne Spikes auskommt, wenn man nicht gerade einen vereisten Hügel hinauf will: Begrenzender Faktor war nicht die Haftung des Hinterrades, sondern die Blockade der Vorderäder durch die Schnee- und Matschmassen.
In der ADFC-Mitgliederzeitschrift für das nördliche Rheinland „Rad am Rhein“ habe ich Ende 2006 folgenden Bericht veröffentlicht:

Radfahren mit gebrochenem Bein oder der Wert der Mobilität

Am 27. 3. nahm meine Fahrt mit dem Liegerad in Solingen ein jähes Ende, als mir eine entgegenkommende Linksabbiegerin den Weg abschnitt. Ein offener Bruch des rechten Unterschenkels führte dazu, dass ich für jede Strecke, die über ein paar hundert Meter hinaus ging, auf einen Chauffeur angewiesen war. Diese Situation ging mir ziemlich bald auf die Nerven, zumal sich abzeichnete, dass es noch Monate so bleiben würde. Ein Kfz durfte ich nicht fahren, weil ich die Bremse nicht betätigen konnte, oder ich hätte es aufwendig umbauen müssen. Ein Zweirad kann man zwar mit einem Bein fahren, aber nicht abstützen, wenn es zur falschen Seite kippt. Somit kreisten meine Gedanken immer öfter um die Anschaffung eines Dreirades, das mit einer Fußstütze für mein verletztes Bein ausgestattet werden könnte. Im Mai war dann das Bein so weit mit Titan stabilisiert, dass ich es mit 20 kg belasten konnte, das Sprunggelenk konnte und sollte ich bewegen. Während meine Physiotherapeutin dem Pedalieren auf dem Dreirad nur positive Seiten abgewinnen konnte, zögerte mein Arzt, mir das zu erlauben, bis ich ihm Mitte Juni das Foto eines AnthroTech Sesseldreirades zeigte. Am 29. Juni dann wurde mein gebraucht erstandenes Dreirad geliefert. Mit ein paar kleineren Umbauten passte ich es an meine Bedürfnisse an:
- Klickpedale mit den passenden Schuhen bzw. Sandalen verhindern, dass mein verletztes Bein abrutscht. Grundsätzlich sind sie auch geeignet, nur mit einem Bein zu treten, aber das ist bei mir ja nicht mehr nötig, weil ich das Bein ja belasten soll.
- Ein paar Gerätehalter aus dem Baumarkt sowie einige Kabelbinder halten meine Gehstützen während der Fahrt am Sitz fest.
- Ein kleineres Kettenblatt (das Zahnrad vorne an den Tretkurbeln) macht die 3x7-Schaltung (Dreigangnabe mit 7-Gang-Kettenschaltung) hügelgängig.
Weitere Umbaudetails finden sich auf meiner Internetseite www.klausdeleuw.de.
Der fortan genossene Mobilitätsgewinn war enorm, alle Ziele in Hilden sowie mein Arbeitsplatz in Solingen-Wald waren für mich selbstständig erreichbar. Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Artikels, der September geht seinem Ende entgegen, habe ich mit dem Sesseldreirad über 900 km zurückgelegt. Meine Gehstützen brauche ich immer noch, lediglich in der Wohnung kann ich auf kurzen Strecken auf sie verzichten.
Warum schreibe ich diesen Artikel? Kürzlich sprach mich ein Mittfünfziger an und erzählte von seinem erwachsenen Sohn, für den so ein Dreirad genau das richtige wäre, weil er zwar nicht gehen kann, aber bis zu einem gewissen Grad pedalieren. Aber erst der Anblick meines Dreirades hat diesem Vater gezeigt, dass es ein entsprechendes Fahrzeug gibt. Ich möchte also allen, die für eine Zeit ihres Lebens oder dauerhaft behindert sind, Mut machen, sich nach einem Fahrzeug umzusehen, das ihnen die größtmögliche Mobilität wiedergibt. Eine hervorragende Informationsquelle stellt hier das Internet dar, z. B. die Seite des Vereins für muskelbetriebenen Fahrzeuge www.hpv.org, dort findet man Links zu zahlreichen Herstellern und Händlern sowie einen Gebrauchtfahrzeugmarkt. Es gibt fast nichts, was es nicht gibt, so auch Hersteller, die Fahrzeuge individuell an die Behinderung der Kundin oder des Kunden anpassen. Eine gute Marktübersicht erhält man auch auf der großen Spezialradmesse in der Stadthalle Germersheim (www.spezialradmesse.de).




Und zum Schluss noch ein origineller Fahrradständer aus Edelstahl, gesehen auf dem Fischmarkt in Hamburg:



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