Klaus de Leuw:
Kampfverhalten bei Fadenfischweibchen
Trichogaster chuna

Die folgenden Zeilen veröffentlichte ich bereits Mitte der 90er Jahre in der DATZ.
Das Männchen beanspruchte den hinteren Teil des Wasserteils des Paludariums, während die Weibchen sich den Vordergrund teilten. Zu meiner Überraschung bildeten auch die beiden Weibchen Reviere, die je etwa ein Viertel der etwa dreieckigen Grundfläche ausmachten, während das Männchen die restliche Hälfte beanspruchte. Ein Stück mit Javamoos bewachsenes Moorkienholz, das bis auf wenige Zentimeter an die Vorderscheibe reichte, bildete die Reviergrenze. Sie war häufig Schauplatz von Kämpfen zwischen den Weibchen. Dann standen beide Tiere zitternd mit gespreizten Flossen parallel oder antiparallel an der Reviergrenze und warfen sich gegenseitig durch Schwanzschlagen Wasserströme zu. Oft ging diese Form der Auseinandersetzung in Frontalkampf über, bei dem ein Weibchen in das Revier der Gegnerin vorstieß, ihr in Unterlippe oder Unterkiefer biß und sich schnell wieder im Rückwärtsgang zurückzog. Der Kampf endete, wenn sich eines der Tiere etwas tiefer in sein Revier zurückzog. Kämpfe der Weibchen mit dem Männchen konnte ich nicht beobachten, jedoch wurden die Reviergrenzen des Männchens durch Moorkienholz und dichte Pflanzenbestände gebildet, durch die kaum Sichtkontakt möglich war. Drang das Männchen mal in das Revier eines der Weibchen ein, so wurde es sofort angegriffen und ließ sich kampflos verjagen.



Kampfszene



Optische Marken spielen für Trichogaster (fälschlich Colisa) chuna eine wichtige Rolle bei der Revierbildung, Verschiebungen des Moorkienholzes an der Reviergrenze führten sofort zu entsprechenden Vergrößerungen bzw. Verkleinerungen der Reviere.
Anmerkung (November 2008): Die Gattung Trichogaster wurde für die Art chuna aufgestellt, Trichogaster chuna ist die sogenannte Typusart der Gattung, der Gattungsname Colisa ist ungültig. Folglich heißt der Honiggurami Trichogaster chuna. Auch die anderen westlichen Fadenfische (Kennzeichen lange Rückenflossenbasis) gehören in die Gattung Trichogster (T. lalia, T. labiosa, ...), während die östlichen Fadenfische (Kennzeichen kurze Rückenflossenbasis) in die Gattung Trichopodus gehören (Trichopodus leeri, T. trichopterus, ...).
Das Männchen baute an verschiedenen Stellen seines Reviers kurzlebige Schaumnester, meistes unter einem der schwimmenden Blätter des Wassernabels. Etwa zwei Monate nach dem Einsetzen fand ich abends Eier vor, die Inhaberin des rechten Reviers stand schwer atmend und arg zerrupft in der äußersten Ecke, so dass ich es sofort in ein anderes Becken umsetzte. Wie der stark verringerte Körperumfang dieses Weibchens zeigte, hatte es wohl mit dem Männchen abgelaicht und dann sein Revier an dieses verloren. Das zweite Weibchen war in seiner Leibesfülle unverändert, hatte aber auch einen Großteil seines Reviers an das Männchen verloren. Da es vom Männchen nur noch hinter der Schieferplatte gedultet wurde, die den Motorinnenfilter verdeckte, gab ich ihm durch Einsetzen einer Glasscheibe den größten Teil seines ursprünglichen Reviers zurück. An dieser Glasscheibe drohten sich die Tiere häufig an, wobei das Männchen heftige Beißattacken gegen die Glasscheibe ausführte.
Bei allen drei Tieren wurde nach ihrem Tod das Geschlecht durch eine Sektion bestätigt.

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